Inhalt: MIna ist seit drei Jahren das erste Mal wieder auf dem Dach bei Theo. Warum weiß sie selber nicht so genau. Hatte sie doch ihre Gründe vor drei Jahren den Kontakt abzubrechen, doch Mike, Theos Zwillingsbruder, hatte einen Unfall und sie musste wissen wie es ihm geht. Nichtsahnend das ihr mühsam aufgebautes Leben zusammenfallen wird ...
Meine Meinung: Über den Dächern wir zwei ist ein Buch das man nicht nur wegen der Kürze nicht mehr zur Seite legen kann. Diese Geschichte fesselt von Beginn an.
Das liegt an einigen Geheimnissen, die sowohl Mina wie auch Theo haben. Warum hat Mina den Kontakt abgebrochen und warum nimmt Theo es so schwer das sein Bruder einen Mist nach dem anderen baut. Steckt da mehr dahinter? Die Geschichte wirft von Anfang an einige Fragen auf und lässt den Leser in einigen Punkten auch lange im Unklaren. Doch das Zwischenmenschliche zwischen Mina und Theo sorgt dafür dass das gar nicht stört. Die Autorin spannt den Leser auf die Folter und beschäftigt ihn gleichzeitig mit einer sehr gefühlvollen Liebesgeschichte. Ein zartes Pflänzchen, das langsam wächst.
Die Figuren sind wieder sehr vernünftig und haben viel Tiefe. Sowohl Mina, wie auch Theo und Mike haben viel Tiefe. Mina hat es die letzten drei Jahre geschafft unsichtbar zu werden für ihre Mitmenschen. Ihr Leben bestand aus den eigenen vier Wänden und man fragt sich lange warum es soweit gekommen ist. Nur wenig kommt zunächst davon ans Licht und man merkt direkt dass das nicht alles sein kann. Ich finde toll wie sie sich schützt, aber auch wie sie über ihren Schatten springt als es von Nöten ist. Theo ist ein sehr vernünftiger junger Mann. Das einzige Manko ist das er alleine Auto fährt obwohl er mit 17 nur begleitet fahren dürfte und sich keiner dran stört. Finde ich nun als Vorbild nicht ganz so gut, aber vielleicht sehe ich das ja auch zu eng. Ansonsten ist er perfekt und fürsorglich. Er stellt sich zurück und ist in erster Linie für andere da. Gerade am Meisten für seinen Bruder. Mike ist "das schwarze Schaf" Er macht Theo und auch seiner Mutter Kummer. Er wirkt verbiestert und so wirklich versteht man nicht warum das so ist. Am Ende ist das geklärt auch wenn ich mir da etwas mehr gewünscht hätte. Wirklich warm wurde ich mit ihm nicht. Die Eltern der drei könnten unterschiedlicher nicht sein. Während Mina fürsorgliche Eltern hat, werden Theo und Mike bei der Mutter groß. Der Vater wohnt in Amerika und tritt so gar nicht in Erscheinung.
In der Geschichte geht es um Theo und Mina und um die Beziehung zueinander, aber auch um Alkohol und Drogen und die Gefahren die dahinter lauern. Der Fokus liegt allerdings auf der Liebesgeschichte und es ist definitiv kein Aufklärungsbuch, aber eine sehr unterhaltsame Lektüre
Meinung: Viel Gefühl und mit etlichen Emotionen erzählt dieser Roman eine bezaubernde Liebesgeschichte und spricht auch ein paar ernstere Themen an.
Das Cover/Die Gestaltung: Dieses Cover ist mit seinen rosafarbenen Elementen für die Zielgruppe ein reinster Augenschmaus. Es wirkt verheißungsvoll, zart und vor allem mädchenhaft. So bekommt die Zielgruppe einen Zugang zu dem Buch, ohne von einem Gesicht zur Identifikation gedrängt zu werden. Im oberen Bereich erkennt man zwei Silhouetten, welche Rücken an Rücken einträchtig auf einem Dach sitzen. So wird das Thema des Buches und deren Titel perfekt aufgenommen, spricht schon alleine hier eine eigene Melodie und lässt Platz für die eigenen Gedanken. Pastellene Farben gehen ineinander über, wirbeln auf und verbinden sich zu einem übersichtlichen und wunderbar gestalteten Cover, das mit seinem Titel für Aufmerksamkeit sorgt. Denn dieser ist präsent gestaltet, wirkt durch sein hellrosa, fast durchsichtigen Untergrund. So geht er nicht unter und korrespondiert so auf wunderbare Weise mit dem Motiv. 2,0/2,0 Punkten
Die Sprache/Der Satzbau: Angela Kirchners Schreibstil hat etwas wunderbar Leichtes. Etwas Jugendliches, ohne direkt in eine aufgesetzte Jugendsprache zu verfallen. Durch diesen Stil, der sich beschreibend mit den Szenarien auseinander setzt, wirkt alles authentisch und mitreißend. Durch diese Mischung schafft es die Autorin den Jugendlichen im Buch eine eigene Sprache in den Mund zu legen. Eine, die nahe an den Hauptfiguren ist, eine die gerade durch dieses nicht aufgesetzte ebenso zur Zielgruppe passt. 2,0/2,0 Punkten
Die Figurentiefe/Die Figurenentwicklung: Die Autorin schreibt aus der Sicht ihrer jungen Protagonistin, welche mit ihren beschrieben Eigenschaften nur fast ein Klischee ist. Fast deshalb, weil es Angela Kirchner es schafft mehr aus der Figur zu holen, als ihre oberflächlichen Schubladeneigenschaften. Und auch der männliche Hauptprotagonist, der sich Theo nennt, bleibt nicht in seinen optisch angelegten Eigenschaften. So werden und bleiben die Figuren lebendig, lassen sich nicht in eine Ecke drängen und vor allem zeigen, dass es auch geht, dass man mit einer typischen Charaktereigenschaft tiefe und starke Figuren zu erschaffen. Wo hingegen die beiden Hauptfiguren grandios ausgearbeitet sind, bleiben die Nebenfiguren nur am Rande, tigern mal hier und mal da über die Bildfläche und geben ihre Person zum Besten. Leider jedoch nicht so tief, dass man ihnen immer alles abnehmen würde. Da aber der Fokus vor allem auf unsere beiden Hauptprotagonisten gelegt ist, bleibt diese Tatsache nur ein kleines Makel, welches man gut und gerne überlesen kann. 1,5/2,0 Punkten
Der Plot/Der Geschichtsverlauf: Mina und Theo, ehemals beste Freunde, die sich jedoch auseinandergelebt haben, finden durch einen Schicksalsschlag wieder den Zugang zueinander. Und wieder beginnen sie sich in ihren alten Mustern zu bewegen, die sie damals voneinander kannten. Doch Mina möchte Rückhalt geben, den Theo so dringend benötigt, sodass sie bald nicht mehr wissen, wo die Freundschaft aufhört und die zarte Liebe beginnt. Dieser Plot wurde oft erzählt. Die erste Liebe ist immer etwas Feines und vor allem etwas, das viele Leser begeistert. Und auch Angela Kirchner macht sich dieser Thematik zu Eigen. Sie schafft es die Protagonisten durch Höhen und Tiefen des Jugendlich Seins zu bringen, lässt sie wachsen, lässt sie reifen und zu sich selbst finden. Doch während sich diese Liebesgeschichte aufbaut, werden Thematiken angeschnitten, die in den Köpfen vieler Jugendlicher herumirren. Drogen, Mobbing und Verlust. Bei einigen, wie dem Verlust schafft sie es ihn tiefer auszubauen, bei den anderen Thematiken, welche so reinrutschen wie das liebe Leben eben so spielt, bleibt sie eher verhalten, geht nicht tiefer. Das finde ich ziemlich schade, denn eine intensivere Auseinandersetzung mit diesen Thematiken hätte den Figuren mehr Rückenwind gegeben ihre Ängste, ihre Hoffnungen und ihren Kummer zu überwinden. Durch diese Thematiken wird einem erst bewusst, wie das so ist mit der Jugend, mit dem Kummer oder mit der Angst. Und dennoch bleiben diese Nebenthemen an der Oberfläche, während die Thematik der Liebe, welche das Hauptthema darstellt schön ausgearbeitet ist. Denn dieses trifft in all seinen Facetten den Leser genau dort, wo es passt. Mitten ins Herz, mit all seiner Herrlichkeit. Mit den Erinnerungen und mit all seinen Wünschen und Träumen. Mit der Beschwingtheit und seiner Leichtigkeit. Denn durch die Figuren wird dieses Thema lebendig. Nicht wie eine x-te Liebesgeschichte im All-age oder Coming-of-age Genre, sondern wie ein Alleinstellungsmerkmal. Sie sind es, welche die Geschichte erst zu dem machen, was sie ist, denn es gäbe keinen Plot, es gäbe keine zarte Story, wenn es diese beiden Figuren nicht gäbe. 1,5/2,0 Punkten
Der Aufbau/Die Nachvollziehbarkeit: Figuren und Plot gehen Hand in Hand, weswegen sich beide einander bedingen. Durch diese Nähe zu den Figuren, bleibt man nahe dran an dieser Story, lässt sich mittragen und allein die etwas zu kurz kommenden Nebenaspekte lassen einen hier und da mal aufwachen aus dieser schön kuschligen Blase. Denn diese sind, trotz des geradlinigen und gut durchdachten Aufbaus etwas, dass einem ein wenig die Nachvollziehbarkeit raubt. Zwar werden diese Themen angeschnitten, benannt, sich aber nicht bis zur Gänze damit auseinander gesetzt. So wird dieser Roman mit seiner leichten und jugendlichen Sichtweise zu einem kurzweiligem aber Herzpochendem Erlebnis, aus welchem man viel zu früh erwacht. 1,5/2,0 Punkten
Fazit: Mit 8,5 von 10,0 Punkten vergebe ich all denjenigen die Leseempfehlung, welche gerne von der ersten Liebe lesen. Denn in diesem Roman bekommt man sie in all seinen Facetten zu spüren. Man treibt dahin in diesem locker, leichtem Gefühl, lässt sich auf Wolke sieben weiter und immer weiter durch die Seiten tragen und wacht nur hier und da durch die eher kur angeschnittenen Nebenthemen auf. Über den Dächern wir zwei ist ein wunderschönes Debüt, in welches man dank der jugendlichen und nicht aufgesetzten Sprache eintauchen kann. Man will es festhalten, doch es ist viel zu schnell vorbei, sodass man von der flauschigen Wolke sieben schnell wieder in sein reales Leben zurück muss.
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