Das Gold der Sonnenuntergänge, die Karamellfarben der Erde: Inmitten der Farbenpracht Marokkos wagt Jana nach dem Tod ihrer Mutter einen Neuanfang und zieht zu ihrer großen Liebe Joaquin. Der alte Familiensitz, auf dem er lebt, fasziniert sie von Anfang an, erscheint er mit seinen zahlreichen Säulen und Spiegeln doch wie ein verwinkeltes Labyrinth. Immer tiefer zieht er Jana in sich hinein, bis sie auf ein prächtiges elfenbeinfarbenes Zimmer stößt. Doch der schöne Schein trügt. Denn dieses Zimmer hat eine Geschichte - eine Geschichte, so dunkel wie das Indigoblau arabischer Nächte …
Autoreninfo:
Laila El Omari, geboren in Münster als Tochter einer deutschen Mutter und eines palästinensischen Vaters, studierte Orientalistik, Germanistik und Politikwissenschaften. Sie spricht mehrere arabische Dialekte und hat viele Länder des Orients bereist. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihren Töchtern in Bonn.
Meine Meinung:
Titel: Neuanfang in Marokko
Über Laila El Omaris Bücher habe ich schon sehr viel Positives gehört, nur leider bisher nicht geschafft mal selber eins von ihr zu lesen. Das habe ich nun nachgeholt. Unvoreingenommen begann ich also zu lesen.
In der Geschichte geht es um die Schwestern Jana und Marla, die nach dem Tod der Mutter Deutschland den Rücken kehren und nach Marokko auswandern. Hier geht es auf den Familiensitz von Janas Mann Joaquin, vom dem sie derzeit getrennt lebt. Konflikte sind da vorprogrammiert...
Der Großteil der Handlung spielt in der Gegenwart, aber der Leser taucht des Öfteren auch in die Vergangenheit der Familie ein bis zurück ins Jahr 1608. Dadurch erfährt man sehr viel über die Entwicklung der Familienmitglieder und wie es überhaupt zu dem großen Geheimnis kam.
Die Protagonisten empfand ich als sehr durchwachsen. Jana hat mich einfach nur genervt. Für ihr Alter (28 Jahre) verhält sie sich sehr sprunghaft und naiv. Ihre Entscheidungen konnte ich des Öfteren nicht so ganz nachvollziehen. Auch war mir unbegreiflich warum sie auf Biegen und Brechen zu ihrem Ex zurückkehrt und bei ihm einzieht. Auch mit Joaquin bin ich nicht besonders warm geworden.
Ihre kleine Schwester Marla hat mir da deutlich besser gefallen. Die Handlung um sie und Raul hat mir sehr zugesagt und war ein Lichtblick im Roman. Auch den etwas kauzigen Vater von Joaquin fand ich sehr sympathisch.
Besonders gut gefallen hat mir die Darstellung des Hauses der Familie Mariscal, denn das empfand ich beim Lesen als sehr beeindruckend. Es ist in der Geschichte der Dreh- und Angelpunkt und zudem von großer Bedeutung.
Richtig spannend wurde der Roman eigentlich erst zum Ende hin, denn da kommt es zu Offenbarungen, die ich so nie erwartet hatte. Das gelüftete Familiengeheimnis hat es in sich.
Fazit: Ein Roman, der mir ganz gut gefallen hat, der aber noch Luft nach oben gehabt hätte. Auf einen weiteren Versuch mit der Autorin würde ich es ankommen lassen, dieses Buch kann ich jedoch nur bedingt weiterempfehlen.
Der Tod der Mutter verändert das Leben von Jana und Marla. Jana, 28 Jahre alt, will ihrem Mann, von dem sie getrennt ist, noch eine Chance geben und ihr nicht sehr befriedigendes Leben neu gestalten. Sie hat das Sorgerecht für ihre 16jährige Schwester Marla und die ist von den Plänen nach Ceuta zu ziehen gar nicht begeistert. In Ceuta, das zwar auf dem afrikanischen Kontinent liegt, aber zu Spanien gehört, ziehen sie in das Haus der Familie Mariscal, dass imposant und geheimnisvoll ist. Das Buch hat mich gleich gefangen genommen. Es ist wundervoll geschrieben. Man kann sich nicht nur Ceuta sehr gut bildlich vorstellen, sondern vor allem dieses Haus mit seinen Mosaiken und Säulen, das einem großen Labyrinth gleicht. Auch die Charaktere sind sehr gut und authentisch beschrieben. Jana ist ein pragmatischer Mensch, der wenig Gefühle zeigt. Aber auch sie lässt sich von der fremden Umgebung einnehmen. Dagegen ist Marla impulsiv und gerade heraus und geht Risiken ein. Man spürt förmlich ihre Einsamkeit und wie wenig sie sich wohlfühlt. Joaquin will über seine Vergangenheit nicht reden, aber es gibt etwas, das zwischen ihm und seinem Vater Alejandro steht. Selbst Jana gegenüber ist er verschlossen, was auch der Grund ihrer Trennung war. Das Buch wird in unterschiedlichen Zeitebenen erzählt. Zwischendurch erfährt man, was Ricardo und Javier Mariscal im Jahr 1605 Schändliches angestellt haben. Dann geht es um das Jahr 1978, als Alejandro das Treiben seines Bruders Martin und seines Cousins Diego miterleben muss. Bei ihrem Erkundungsgängen im Haus erfährt Jana nur wenig über die Familiengeschichte, denn es sieht aus, als wäre alles über die Vergangenheit ausgelöscht worden. Gerade das aber macht Jana neugierig. Das Elfenbeinzimmer übt einen seltsamen Reiz aus und dann offenbart sich ein grausiges Geheimnis. Die winzigen Puzzleteile, die so nach und nach aufgedeckt wurden, machten mich genauso neugierig wie Jana, was das Geheimnis der Familie ist, warum alle wie eine Auster verschlossen sind und warum es diese Eiseskälte zwischen Joaquin und Alejandro gibt. Die Atmosphäre dieser Geschichte hielt mich bis zum Schluss gefangen. Eine geheimnisvolle Familiengeschichte in einem ungewöhnlichen Haus.