Kurzbeschreibung (Verlag): Schatten der Vergangenheit: ein Spiel um Leben und Tod. Kurz vor Ambers sechstem Geburtstag verschwanden ihre Eltern auf unerklärliche Weise. Jetzt ist Amber, die eigentlich November heißt, 17 Jahre alt und glaubt, eine Spur zu haben. Doch was hat es mit dem Jungen auf sich, der in dem erleuchteten Zelt ein Buch liest, sich aber in Luft auflöst, sobald sie sich ihm nähert? Welche Ziele verfolgt der Kneipenwirt, zu dem sie sich immer stärker hingezogen fühlt, und der immer für sie da zu sein scheint? Steckt er vielleicht sogar hinter den anonymen Drohungen, die sie erhält? Amber muss sich entscheiden: zwischen ihrer zerstörerischen Vergangenheit und dem Aufbruch in die Zukunft.
---Die Heizung war jetzt wie Eis, und der Flur war ein Grab aus Schatten. Sie war so müde, und die fremde Stadt war so groß, und der November sammelte sich im Hausflur wie Schnee. --- (Seite 12)
Meine Meinung: Amber ist inzwischen 17 Jahre alt. In ihrem Herzen jedoch ist sie immer noch das 6-jährige Mädchen auf einer verzweifelten Suche. Irgendetwas Schlimmes muss damals geschehen sein, davon ist sie überzeugt, denn was konnte es sonst für einen Grund geben, dass ihre Eltern einfach verschwanden und sie allein zurückblieb. Allein mit der Katze.
Wie kann ein Kind den Verlust der Eltern verkraften? Noch dazu, wenn es tausend Fragen aber keine Antworten gibt. Kinderheime und Pflegefamilien lediglich seinen Körper einkleiden und füttern, aber die Seele verdorren lassen. Will dieses Kind hören, dass es nichts Besonderes ist, was ihm geschehen ist? Dass es tausende alleingelassene Kinder gibt, weil die Eltern überfordert, oder aus welchen Gründen auch immer einfach nicht in der Lage sind, sich um ihre Kinder zu kümmern? Nein, natürlich nicht. Also ist es nicht weiter verwunderlich, dass verschwommene Nichterinnerungen zu annehmbaren Hoffnungswahrheiten versponnen werden.
Eine kleine wiedergefundene Streichholzschachtel, auf der der Name einer Kneipe aufgedruckt ist, wird zum zündenden Funken, die Suche nach den Eltern wieder aufzunehmen. In Begleitung der Katze, die sie schon seit Kindheitstagen vor der vollständigen Vereinsamung gerettet hat, macht Amber sich bepackt mit einem Sack voller Träume und Hoffnungen auf den Weg diese Kneipe zu finden. Brotkrumen für Brotkrumen folgt sie dem Weg, der sie zu ihren Eltern führen soll. Unterwegs begegnet sie so einigen Leuten, wie zum Beispiel dem Kneipenwirt Katja und seinem Hund Daisy, einer alten Dame, die Zettel gegen das Vergessen schreibt, dem Mann mit den grünen Augen, einer Frau mit zwei Hunden ... und dem Jungen im Zelt, der allerdings unerreichbar scheint. Aber wer von denen meint es gut mit Amber?
Viel mehr zum weiteren Verlauf der Geschichte möchte ich von meiner Seite aus gar nicht verraten - man muss es einfach selber lesen und sich von Antonia Michaelis‘ wunderbaren Worten durch diesen Dschungel aus fassbaren und unfassbaren Gefühlen tragen lassen. Einige Stellen im Buch sind wirklich hart und es schmerzt ganz ordentlich, miterleben zu müssen, wozu ein junger Mensch bereit ist, um seine Hoffnungswelt real werden zu lassen. Manche Leser werden sicher wieder laut aufschreien, dass man sowas doch nicht schreiben könne, aber ich denke genau sowas MUSS mal geschrieben werden. Die Realität sieht leider oft noch viel härter und grausamer aus.
Was mir bei den Büchern von Antonia Michaelis immer besonders gut gefällt ist, sie lässt den Leser nicht allein mit seinen Vermutungen und Gedanken und sie vermeidet es tunlichst Vorurteile aufkommen zu lassen. (hach, wie soll ich das nun wieder erklären?) Sie stellt niemanden als DEN Bösen oder DEN Guten dar. Alle ihre Charaktere haben einen für sie plausiblen, menschlichen Grund für das was sie tun. Jetzt mal ganz davon abgesehen, ob man diese Gründe als Leser immer nachvollziehen oder gar gutheißen kann. Was man jedoch auf jeden Fall kann und auch muss, ist ernsthaft darüber nachzudenken. Außerdem sollte man sich ausreichend Zeit für diese Geschichte nehmen, damit man die vielen Dinge zwischen den Zeilen nicht übersieht.
Mir fehlten leider wie immer die passenden Worte, um wirklich ausreichend beschreiben zu können, was ich beim Lesen empfunden habe (vielleicht hätte ich wie Amber mal einige Worte sammeln sollen), das ist echt zum Verzweifeln. Aber ich hoffe, ich konnte euch trotzdem ein wenig neugierig auf dieses unfassbar emotionsgeladene Buch machen. Für die noch Unentschlossenen wird es Ende des Monats eine Blogtour zum Buch geben. Ihr könnt gespannt sein!
Fazit: Erneut ein großartiges Werk einer großartigen Autorin, die es versteht, dem Leser mit poetischer Sinnlichkeit, die tiefsten Abgründe der menschlichen Seele zu offenbaren.
Inhalt: Kurz vor ihrem sechsten Geburtstag verschwinden die Eltern von Amber Lark, genannt November. Das Mädchen wird von Kinderheim zu Kinderheim, von Pflegefamilie zu betreuter WG gereicht. Als sie elf Jahre später eine Spur von ihrem Vater findet, reißt sie kurzerhand aus, um ihn zu suchen. Die Spur führt in eine Kneipe, das „Bottled“, durch dessen Tür Wolf Lark damals hineingegangen ist, aber nicht mehr herausgekommen. Amber geht der Spur ihres Vaters nach, doch immer ist er schon wieder weg. Was das Mädchen auf seiner Suche erlebt, ist absolut haarsträubend und schockierend.
Meine Meinung: Antonia Michaelis schreibt unverwechselbar. Man muss ihren Stil mögen oder zumindest bereit sein, sich darauf einzulassen. Sonst wird man vielleicht enttäuscht sein. Ich persönlich liebe ihre Bücher. So ist auch „Niemand liebt November“ ein absolutes Highlight für mich. Wie gewohnt spielt Michaelis mit den Realitäten. Man kann lange Zeit nicht zwischen Wirklichkeit und Fantasie unterscheiden. Gibt es bestimmte Personen wirklich oder sind sie nur Einbildung der Protagonisten? Passiert das alles wirklich oder ist es ein Traum?
Michaelis’ Romane sind oft verstörend, aber „Niemand liebt November“ ist sicher der härteste. Hier passieren Dinge, die man nicht lesen will, wo man versucht ist, ein paar Seiten zu überblättern, um das Böse nicht an sich heranzulassen. Insofern kann man auch über die Altersempfehlung ab 16 Jahren geteilter Meinung sein. Ich würde sagen, es kommt darauf an … Es gibt sicher 16-Jährige, die damit klarkommen, andere könnten Albträume bekommen.
Hauptsächlich wird die Geschichte aus Ambers Perspektive erzählt. Amber ist ein verlorenes Mädchen, verlorener geht es gar nicht. Allein die fröhlichen Erinnerungen an ihre Eltern halten sie bei der Stange. So ist es absolut nachvollziehbar, dass es ihr größter Wunsch ist, die beiden wieder zu finden. Dafür nimmt sie einiges auf sich, mehr als ihr guttut. Das tut einem als Leser weh, das macht einen wütend, umso mehr, als man ganz dicht an der Protagonistin dran ist. Sie macht so vieles falsch, weiß nicht, wem sie vertrauen soll und wem besser nicht. Dabei schafft es die Autorin, den Leser so an Amber zu binden, dass man jeden ihrer Schritte nachvollziehen kann und mit dem Mädchen mitleidet. Das Buch ist emotional wirklich keine leichte Kost.
Wie üblich hat mich auch bei diesem Buch der wunderbar bildreiche, poetische Schreibstil von Antonia Michaelis begeistert. Die Sprache ist einfach zum Niederknien, wie ich es von dieser Autorin gewohnt bin. Die Sätze sind so fein gewoben, dass sie einem auf der Zunge zergehen. „Der Regen ließ nach. Die Nacht wurde lautlos älter.“ (S. 13) „Der Tag draußen war der kälteste des ganzen Winters. Die Sonne schien, und an den Vorstadtbäumen hing der Reif in Feenmustern.“ (S. 321) Einfach schön!
Fazit: Dieses Buch hat mich emotional überwältigt, zwischen den Realitäten herumgewirbelt und mit einem grandiosen Schluss wieder ins Leben geholt. Für Fans von Antonia Michaelis und solche, die bereit sind, es zu werden.
Oh Mann - als ich die Rezi schrieb war der Titel an mehreren Stellen falsch geschrieben … und nun hab ich ihn selber falsch geschrieben *haut mal kräftig mit dem Kopf vor die Tischkante* :-( Danke für den Hinweis, aber leider kann ich das nicht mehr ändern. Ich schreibe mal Jana an.
---------------------------------------------------- Habgier im Alter ist eine Narrheit. Vergrößert man denn seinen Reiseproviant, wenn man sich dem Ziel nähert? - Cicero
Ja, aber da müsste ich nun jede einzelne Antwort verbessern und das dachte ich, ist nicht notwendig. Wenn dus aber möchtest, mach ichs :-)
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