Shearwater Island ist eine kleine Insel vor der englischen Küste. Die wenigen Bewohner sind eng miteinander verbunden und wissen fast alles voneinander. Sie sind eine eingeschworene, hart arbeitende Gemeinschaft und trotzen dem einsamen Inselleben. In den langen Wintermonaten bleiben die Bewohner unter sich, denn Touristen verirren sich zu dieser stürmischen Jahreszeit nicht auf die Insel. Da die Ferienhäuser auch nicht entsprechend ausgerüstet sind, stößt der Wunsch des Bestsellerautors Patrick, hier den Winter über seinen neuen Roman zu schreiben, auch auf spontane Ablehnung. Alice, die alleine in einem riesigen Farmhaus auf der Insel lebt, gelingt es allerdings, die anderen Bewohner davon zu überzeugen, dass Patrick den Winter auf der Insel verbringen darf. Er wohnt bei Alice auf der Farm. Der charmante Schriftsteller lebt sich schnell ein und genießt das Inselleben. Auch Alice blüht auf, denn endlich hat ihre Einsamkeit ein Ende. Vertrauensvoll weiht sie ihn in ihre Geheimnisse ein. Nicht ahnend, dass Patrick dadurch ihr ganzes Leben durcheinander bringen wird....
Der Einstieg in diesen Roman gelingt mühelos, denn die Autorin beschreibt die Insel und ihre Bewohner so intensiv, dass man alles lebhaft vor Augen hat und sich ganz auf die Handlung einlassen kann. Die Anzahl der Akteure ist überschaubar, da die Insel nicht gerade dicht besiedelt ist. Das gibt dem Ganzen allerdings eine sehr familiäre Note, sodass man sich die vielschichtigen Charaktere sehr gut vorstellen kann. Die Beschreibungen der Insel sind ebenfalls sehr gut gelungen, hier kann man beim Lesen beinahe den Wind auf der Haut spüren und die Geräusche des Meeres hören. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Dadurch fliegt man förmlich über die Seiten.
Die Geschichte der Frau von Shearwater Island ist eher ruhig. Nach und nach entdeckt man die Geheimnisse der verschiedenen Bewohner und lernt Alice, die Hauptprotagonistin, näher kennen. Leider wirkt sie auf mich nicht unbedingt sympathisch, sondern viel zu naiv und weltfremd. Bei manchen Handlungen konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln. Selbst wenn man hier entschuldigend anführt, dass Alice durch ihre aufkeimende Liebe zu dem Schriftsteller alles durch eine rosarote Brille sieht, kann man kaum glauben, dass man hier eine erwachsene Frau beobachtet. Der Plot ist, meiner Meinung nach, sehr vorhersehbar und dabei hatte ich nicht mal den ganzen Klappentext gelesen, der ja bereits andeutet, dass Patrick einen Verrat begehen wird. Bereits nach wenigen Seiten hatte ich mir ausgemalt, was genau passieren wird und wurde leider auch nicht vom Gegenteil überrascht. Denn alles kam genau so, wie ich es mir gedacht hatte. Die überraschenden Wendungen wirken außerdem sehr klischeehaft, denn hier werden sämtliche Register bedient, sodass auch diese "Überraschungen" den Spannungsbogen der Geschichte nicht erhöhen können.
Insgesamt gesehen habe ich mich beim Lesen recht gut unterhalten. Nicht weniger, aber leider auch nicht mehr! Der Schreibstil und die Beschreibung der Insel und der unterschiedlichen Bewohner werden mir positiv in Erinnerung bleiben. Die Geschichte selbst hat mich allerdings sehr enttäuscht. Denn sie wirkte auf mich vorhersehbar und konnte mich in keinem Moment überraschen. Denn hier wurde wirklich jedes gängige Klischee bedient. Da ich das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen habe und mich dabei nicht quälen musste, vergebe ich gnädige drei Bewertungssterne. Eine Leseempfehlung vergebe ich allerdings nicht, denn ich bin Meinung, dass man dieses Buch nicht unbedingt lesen muss.
Alice lebt nach dem Tod ihrer Eltern allein im großen Bauernhaus auf Shearwater Island, einer kleinen Insel, auf der es kaum noch Einwohner gibt und auf der „schon lange niemand mehr geboren wurde oder gestorben ist.“ Als der Schriftsteller Patrick Fox nach einer Wohnmöglichkeit auf der Insel während der Wintermonate sucht, bietet Alice ihm gegen den Widerstand der Inselbewohner ein Zimmer an. Sie hofft, mit einem Gast in ihrem Haus dem tristen Alltag in den Wintermonaten zu entkommen, wenn die Bewohner nur sich selbst als Gesellschaft haben und sich beinahe anfangen, gegenseitig an die Gurgel zu gehen. Alice ahnt nicht, welche verhängnisvollen Ereignisse und Erkenntnisse sie mit ihrer Einladung auslöst.
Nachdem mir die Leseprobe wirklich gut gefallen hat, Magali Robathans unaufgeregter Schreibstil und dass der Leser Schritt für Schritt die verschiedenen Protagonisten kennen lernt, konnte mich das ganze Buch am Ende leider nicht richtig begeistern. Sicher, Frau Robathan behält ihren ruhige Art zu erzählen bei, was die Seiten nur so dahinfliegen ließen, aber Alice‘ Vertrauensseligkeit und Patricks Art gingen mir dann mit der Zeit doch ziemlich auf die Nerven. Noch verstehen kann ich, dass Alice sich und die Insel in ihrer Verliebtheit für Patrick interessant machen will, aber das sie die Geheimnisse der Inselbewohner so ohne weiteres ausplaudert, ohne an die möglichen Folgen zu denken, das ist schon geradezu blauäugig und gedankenlos. Immerhin hat sie es mit einem Schriftsteller zu tun, der gerade erst seine eigene, nicht ganz ruhmreiche Geschichte an die Leser verkauft hat und dringend einen zweiten Bestseller braucht. Bei Patricks Versuchen, immer genauere Details von Alice zu erfahren und seinem beharrlichen Nachhaken schrillten bei mir schon früh die Alarmglocken und ich ahnte, worauf die Geschichte am Ende hinauslaufen sollte. Da fiel es mir dann schwer, der aufkommenden Liebesbeziehung zwischen Alice und Patrick den nötigen Ernst entgegenzubringen. Nein, die Entwicklung hat mich nicht überzeugt und ziemlich schnell fand ich die Streitereien und Eskapaden der übrigen Inselbewohner viel interessanter. Doch selbst Quinns Geheimnis, das Patrick mehr oder weniger zufällig lüftet und das für Alice einen Schock bedeutet und ihr gesamtes Weltbild auf den Kopf stellt, war für mich als Leserin keine echte Überraschung.