Julian Engelmann will das Kaufhaus Alexa am Berliner Alexanderplatz in die Luft sprengen. In seiner neuen Identität als Abdel Jabbar will er es den Ungläubigen zeigen und mit seinem Selbstmordatten tat ins Paradies eingehen. Doch kurz bevor er den Zünder drückt, sieht er Romea. Die wunderschöne grünäugige Romea, in die er so verliebt war und mit der er sein ganzes Leben teilen wollte. Kann er seinen tödlichen Auftrag jetzt noch durchführen?
Das Buch beginnt mit dem geplanten Anschlag, springt dann aber zurück und schildert ausführlich, wie es zu dieser Situation kommen konnte. Immer abwechselnd aus den Perspektiven von Romea und Julian wird ihr Kennenlernen beschrieben und wie sich das ungleiche Paar ineinander verliebt. Julian ist der Sohn eines arbeitslosen Alkoholikers, die Mutter hat sich aus dem Staub gemacht, er ist schon von diversen Schulen geflogen und betätigt sich nebenbei als Möchtegern-Gang ster-Rapper und Kleinkriminelle r. Romea ist die Tochter wohlhabender Eltern und gelangweilt von der täglichen Tretmühle. Auf den ersten Blick passen die beiden überhaupt nicht zueinander, und doch entwickelt sich eine intensive Beziehung zwischen ihnen. Romeo und Julia waren einmal, das Traumpaar hier heißt Julian und Romea.
Doch dann geht alles schief. Julian wird verhaftet und im Gefängnis wird er von seinem Zellengenossen an den Islam herangeführt. Die Religion gibt dem orientierungs- und zukunftslosen Jungen einen Halt und eine Gemeinschaft, in der er sich akzeptiert und aufgehoben fühlt. Romea ist anfangs entsetzt, doch aus Liebe zu Julian beschäftigt auch sie sich näher mit dem Islam. Doch die beiden sind ausgerechnet an radikale Splittergruppe geraten und die „Salafiyya Bruderschaft“ nimmt einen immer größeren Raum in ihrer beider Leben ein.
Anna Kuschnarowa beschäftigt sich in ihren Jugendbüchern immer wieder mit aktuellen und ernsthaften Problemen. Faszinierend finde ich, wie tief sie hierbei geht. „Djihad Paradise“ schildert einen durchaus vorstellbaren und nachvollziehbar en und daher umso erschreckendere n Weg eines westlichen Jugendlichen hin zum Gotteskrieger. Sie lässt dieser Entwicklung auf knapp 400 Seiten reichlich Zeit, an einigen Stellen wurde es mir allerdings fast zu ausführlich, vor allem gegen Ende hin was Julians Ausbildungszeit betrifft. Auch die vielverwendete jugendliche Umgangssprache fand ich teilweise anstrengend zu lesen, bin aber der eigentlichen Zielgruppe ja auch schon ein paar Jahre entwachsen.
Insgesamt kann ich das Buch aber nur allen empfehlen, sie sich schon immer gefragt haben, wie und warum Jugendliche sich zu Selbstmordatten tätern instrumentalisi eren lassen. Dieses Buch gibt zumindest eine mögliche Antwort auf diese Fragen.