Natürlich bekomme ich ein vorgefertigtes Bild. Ich bekomme ja in einem Medium - egal ob Digital oder Print - immer Dinge geliefert. Auch wenn ich sie gerne anders hätte. Das ist ja das schöne. Abschalten und sich den Gedanken anderer hingeben. Dies ist jedenfalls der Grund warum ich lese ;)
Ein Anti-Held ist für mich ein Charakter, der Ecken und Kanten hat und diese machen ihn oder sie sympathisch. Dieser Typ muss einen kleinen Makel haben und genau das zeichnet ihn aus und lässt mein Leserherz höher schlagen.
Als kleines Beispiel könnte Horst ein absoluter Frauenschwarm sein und in allen Dingen so gut wie perfekt. Er hatte halt nur pech, da seine Eltern diesen Namen schön fanden, aus diesen und jenen Gründen. Schon wäre ein lacher auf der Seite von Horst und er würde ewig in meinen Gedanken kreisen.
Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene. - Carl Hilty
Ich erkläre mir dies im Fall von Nick so: ich habe Nick in einem Zustand kennengelernt, als er noch unversehrt war. Ich habe erfahren, wie er zu seinen Wunden kam.
Hätte ich Nick mit den Brandwunden kennengelernt, würde er - für mich - ganz andere Züge bekommen und ich würde ihn anders wahrnehmen. Ob er dann ein Anti-Held wäre, kommt, denke ich auf seinen Charakter an.
Auch der Name wäre für mich kein Anti-Helden-Status sondern eher, das, was ich mit dem Namen verbinde. Ein Horst z. B. wäre für mich schüchtern, verklemmt, nervös; kann aber sehr gut aussehen und Frauen verführen. Durch seine Schüchternheit ist er mir aber total sympathisch, was ihn zum Anti-Helden macht. Es ist irgendwie ein zwischenspiel. Zwischen vorgefertigten Meinungen und dem was diesen Charakter auszeichnet - von seiner Art und nicht vom Aussehen.
Sorry, aber meine Gedanken verständlich niederzuschreiben ist total schwer - aus diesem Grund bin ich keine Autorin :D
Die Bildung kommt nicht vom Lesen, sondern vom Nachdenken über das Gelesene. - Carl Hilty
Ich frage mich, warum du den Begriff "Anti-Held" benutzt. In meinen Augen ist es jemand, der eigentlich an der Grenze zu "abgrundtief böse" steht oder gar schon drüber, durch ein paar Eigenschaften in seinem Charakter allerdings eine gewisse Faszination ausübt, der man sich nur schwer entziehen kann. Dexter zum Beispiel in der gleichnamigen Serie: Er ist ein Serienmörder, total gestört. Allerdings tötet er nur Menschen, die noch viel schlimmer sind als er und damit tut er der Gesellschaft im gewissen Sinne einen Gefallen. Man ist irgendwie froh, dass er die Typen erledigt. Außerdem ist er absolut loyal zu den Menschen, die ihm nahe stehen und würde für sie ... nun, über Leichen gehen. Oder Hannibal Lecter - auch er ist loyal, auf seine Weise charmant, intelligent, dass man zu gern vergisst, was er eigentlich für ein Mensch ist. Oder Mr. Hyde aus einer britischen Mini-Serie. Der Typ war total irre, aber mit einem herrlichen schwarzen Humor und ebenfalls sehr loyal, was "die seinen" angeht.
Was unseren Horst angeht - du beschreibst doch einfach eine Figur, die eben seine Stärken und Schwächen hat. Das hat eigentlich jede Figur, zumindest sollte sie es haben. War Kay im ersten Band nach deiner Definition ein Anti-Held? Immerhin wusstest du da nichts über seine Vergangenheit, und am Anfang konnte man annehmen, dass er der Mörder ist.
Anti-Held bedeutet für mich, das er nicht den typischen Heldenklischees entspricht. Diese Person kann ein ganz normaler Typ sein. Anti bedeutet für mich nicht, das Gegenteil zum Helden - was einem Bösewicht entspricht - , sondern nur "nicht heldenhaft".
Nun oute ich mich mal als nicht TVler, ich kenne nicht eine Serie ^^
Nein, auch Kay war kein Anti-Held. Er war ein sehr geheimnisvoller Charakter. Ich weiß echt nicht mehr, wie ich mich ausdrücken kann :( Horst wäre für mich ein unterdurchschnittlicher bis durchschnittlicher Typ von dem ich nicht viel erwarte, der sich aber durch etwas ganz spezielles auszeichnet. Der Name, um nochmals darauf zurückzukommen, wirft schon eine gewisse Vorstellung - nicht so wie ein Christian - und die kann er durch xy Brechen.
Ich hoffe, dass ich durch meine Gedanken nicht zu sehr verwirre. Das ist definitiv nicht mein Ziel!
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Ich habe nun mal bei Wikipedia geschaut, wie dort ein Antiheld definiert wird:
Ein Antiheld (Gegenheld) ist ein Figurentypus der darstellenden Kunst (Literatur, Film oder Comic). Während die dramatische Hauptfigur (der Protagonist) einer Geschichte durch ihre überlegene Charakter-, Verstandes- oder moralische Stärke zur Identifikation einlädt, ist es beim Antihelden gerade eine Schwäche, die sympathisch wirkt. Er ist etwa moralisch stark, aber verstandesschwach wie Don Quijote, Simplicius Simplicissimus oder C-3PO. In der moderneren Literatur gelten Gerhart Hauptmanns Bahnwärter Thiel in der gleichnamigen novellistischen Studie, Der brave Soldat Schwejk von Jaroslav Hašek oder der pazifistische Charakter Hauptmann Bluntschli aus George Bernard Shaws Stück Helden als Antihelden.
Antihelden brechen mit der Möglichkeit des Eskapismus, bei der der Leser seine Wunschträume auf die Hauptfigur projizieren kann, genauso stark, schön, tapfer oder klug zu sein wie der Held der Geschichte. Dafür sind Antihelden in der Regel die vielschichtigeren, tiefer und exakter gezeichneten Charaktere, da sich hier auch Verletzungen und Schwächen einer Figur darstellen lassen. Schließlich lassen Antihelden auch Komik auf Kosten der Hauptfigur zu, denn sie sind potentielle Narren (Komödie). So können sie auch parodistisch eingesetzt werden. Ein weiteres Merkmal des Antihelden ist, dass er zwar versucht, seine Träume und Ziele zu verwirklichen und seinem Ideal (meist dem Protagonisten oder einer in seinen Augen moralisch wertvolleren Person) nachzueifern, ihm dies aber nur bedingt (oder auch gar nicht) gelingt.
. „Gleich nach der Lust, Bücher zu besitzen, kommt das Vergnügen, über sie zu reden.“ (Charles Nodier)
Ach, jetzt verstehe ich, was Cora meint! (Da stand ich wohl auf dem Schlauch)
Cora, welche Anti-Helden mochtest du denn bis jetzt besonders? Ich muss zugeben, als Leserin hat mich diese Sparte eher kühl gelassen. Aber vielleicht habe ich die Perlen einfach übersehen?
Leider kann ich dir deine Frage nicht beantworten :( so aus dem Stehgreif jedenfalls nicht, ich muss da wohl erstmal in mich gehen. Ich habe generell keinen Lieblingscharakter oder Helden, mit dem ich fiebern kann. Ich freue mich bei jedem Werk, welches ich lese, auf neue oder bekannte Gesichter. Ich mag jeden Typ der mich überrascht oder einfach gut dargestellt ist. Gleiches gilt bei Büchern generell. Mir bringt eine Geschichte die mit Liebe und Seele geschrieben wurde - ich also die Emotionen des Autors spüre - wesentlich mehr als ein Buch was "nur" geschrieben ist.
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Mir geht es ähnlich. Es gibt viele Bücher, die ich toll finde. Es gibt auch viele Helden, die ich toll finde. Aber bei keinem habe ich gedacht: "Oh, dieser Horst! Er glitzert in der Sonne wie kein anderer!" :D Das nächste Buch und der nächste Held können durchaus besser sein. Ich habe mich noch nie auf einen eingeschossen. Das wäre auch ziemlich langweilig, wie ich finde :)