Das Kapitel “Empfang im Hause Göring“ hatte mich etwas stutzig werden lassen – es kam mir fast wie ein Rechenschaftsbericht vor. Aus dem Vorwort geht ja schon hervor, dass es ein großes Anliegen der beiden Schwestern war, Melittas Andenken zu bewahren und in Ehren zu halten, und in diesem Sinne auch die Angelegenheit um das EKII in der Biographie geklärt haben wollten. Die Indizienkette ist aber eigentlich derart eindeutig, dass mir die Anschuldigungen von Hanna Reitsch, Melitta Stauffenberg hätte das EKII nie offiziell verliehen bekommen, sondern es sich quasi penetrant erbettelt(!?!), geradezu lächerlich erscheinen. Diese hatte wohl schon zu Melittas Lebzeiten echte Konkurrenzängste, dabei war sie „nur“ Testpilotin, die aber stets im Rampenlicht stehen wollte und sich gern mit der obersten Führungsriege zeigte. Man kann sich vorstellen, wie empört die Schwestern 1975 über diese haltlosen, abstrusen Anschuldigungen von Fr. Reitsch waren!
Es ist ja geradezu unvorstellbar, wenn man daran denkt, mit wem die „Halbjüdin“ Melitta Stauffenberg den netten Abend zur EK-Verleihung 1943 verbrachte, denn Göring war nachweislich an der Vorbereitung und Durchführung des Holocaust beteiligt! Was damals wirklich in ihr vorgegangen ist, werden wir nie erfahren!
Sie trug ihr Abzeichen später jedenfalls voller Stolz und es war ihr sicher auch einige Male von Nutzen! Befindet es sich eigentlich nicht mehr in den Hinterlassenschaften der Familie?
Melitta Stauffenberg handelte zum Mai 1944 auf Anregung Görings einen Reichsvertrag aus, zur Gründung einer Versuchsstelle für Flugsondergerät in Form eines Vereins – was für ein seltsames Konstrukt! Neben den Aufgaben für LKA sollte sie weiter an ihrer Doktorarbeit und Habilitationsschrift arbeiten! Von da an ist sie durch das riesige Arbeitspensum eigentlich permanent übermüdet und überlastet!
Interessant fand ich übrigens den Vermerk in einem amtlichen Schreiben (Reichsvertrag), dass sich die Aufgabenbereiche von Stauffenberg und Reitsch wesentlich unterscheiden (S. 131) und auch eine andere Vergütung anzusetzen sei! Hat es da doch eine direkte Konkurrenzsituation zwischen den beiden Flugkapitänen gegeben?
ZitatHat es da doch eine direkte Konkurrenzsituation zwischen den beiden Flugkapitänen gegeben?
Die Anschuldigungen von Reitsch sind auch ein Thema in der Medicus -Biographie und auch Medicus ist der Meinung, dass Reitsch MS als Konkurrentin betrachtet hat. Es sprich nicht für R, dass sie solange danach noch nachtritt. Tja, so sind sie Halt die Weiber Aber obs am Geld gelegen hat? Vermutlich mehr daran, dass R erkannte, dass MS ihr über war und manche Leute verkraften sowas nur schlecht.
Allerdings wurde mir erst durch Bracke klar wieviele Fliegerinnen es damals gab. Bisher kannte ich nur Reitsch und Beinhorn, selbst MS kannte ich bis zum letzten Jahr noch nicht. Das ist eine seltsame Sache, dass man von ihnen heute (fast) nichts mehr hört. Und.. es gibt soviel ich weiß nur eine Flugkapitänin bei der Lufthansa.
ZitatBefindet es sich eigentlich nicht mehr in den Hinterlassenschaften der Familie?
Scheinbar nicht, sonst hätte mans wohl präsentiert.
---------------------------------------------------- Schmetterlinge sind keine Insekten - sie sind fliegende Blüten (Robert A. Heinlein)
So einiges ist bis jetzt passiert oder jedenfalls mir kam es so vor, nur mit dem Schreibstil des Autoren habe ich so meine Probleme und muss auch immer wieder aussetzen und was anderes lesen. Eben ein schwerer Stoff. Interessant ist es schon zu sehen wie sich Melitta Stauffenberg als Halbjüdin ihren Weg gebahnt hat selbst in der NS Zeit auch wenn ich mich Frage ob da nicht auch Glück dabei war. Oder es war wirklich ihr können weswegen die Nazis die Augen zugemacht haben um von ihrem Wissen zu profitieren.