Nach der Trennung ihrer Eltern zieht die 14-jährige Livia mit ihrem Vater von Hamburg nach Berlin. Doch so einfach, wie sie sich ihr neues Leben in der fremden Stadt vorgestellt hat, ist es dann leider nicht. Livia fühlt sich zunächst sehr alleine. Ihr Vater hat sich bereits kräftig in die Arbeit gestürzt und daher nur selten zu Hause und in der Schule scheinen sie alle wie Luft zu behandeln. Tja ihr bleibt also nichts anderes übrig, als Berlin auf eigener Faust zu erkunden. Ihr Frust darüber ist allerdings schnell vergessen und schwingt stattdessen in Begeisterung für die schillernden Hauptstadt und ihren Bewohner um. Vor allem die Punks an der U-Bahn-Station ziehen ihre Aufmerksamkeit auf sich. Alle Punks? Nein, besonders der obdachlose Tim scheint ihr nicht mehr aus dem Kopf gehen zu wollen. Irgendwie fasziniert sie sein Leben auf der Straße. Und so kommt es, dass sie eine Wette mit ihm abschließt: Schafft sie es, 24 Stunden ohne Geld auf der Straße durchzustehen?
Meine Meinung
Bereits von der ersten Seite hat mich die Geschichte sprichwörtlich in ihren Bann gezogen. Das ist vor allem Katrin Bongards Schreibstil zu verdanken. Sie schreibt einfach echt. Da ist nichts gekünstelt, beschönigt und doch kann man sich auch als „Nicht-Berliner“ die beschriebenen Orte wunderbar vorstellen.
Auch die Charaktere gefielen mir wirklich gut. Anfangs war ich etwas skeptisch, da ich mich nach Lesen des Klappentextes auf eine verwöhnte „Prinzessin“ eingestellt hatte, doch Livia ist alles andere als oberflächlich. Zwar bezeichnet sich selbst als verwöhnt und ist sich durchaus bewusst, dass sie es deutlich besser und einfacher hat als viele andere. Trotzdem ist sie sehr nett und wirkt für ihre 14 Jahre schon recht erwachsen, was vielleicht daran liegt, dass ihre Eltern mehr durch Ab- als Anwesenheit glänzen. Das fand ich sehr bemerkenswert. Ich weiß nicht, ob ich mich in ihrem Alter getraut hätte, mich so frei in einer Großstadt zu bewegen oder mich auf einen Straßenjungen wie Tim einzulassen. Sie besitzt definitiv eine große Portion an Willensstärke und Selbstbewusstsein, was sie meiner Meinung nach auch dazu antreibt auf Tim’s Wette einzugehen. Gleichzeitig habe ich mich aber auch gewundert, warum es ihr zu Beginn so wichtig ist, ihren Mitschüler zu gefallen. Eigentlich könnte es ihr schlicht und ergreifend egal sein. Ist es aber nicht, weshalb sie sich zu einigen ziemlich dummen Aktionen überreden lässt. Im Laufe des Buches, verändert sich Livia allerdings und begreift langsam, wie wichtig es ist sich nicht verbiegen zu lassen nur um dazuzugehören.
Über Tim selbst und seine Geschichte erfährt man leider nicht allzu viel. Es wird nur kurz angeschnitten, warum er auf der Straße lebt. Das fand ich etwas schade, denn ich hätte über seine Beweggründe gerne näheres erfahren. Trotzdem ist er ein toller und authentischer Charakter, der mir sofort ans Herz gewachsen ist. Er ist sehr skeptisch seiner Umwelt gegenüber und lässt sich nur sehr zögerlich auf Livia ein. Ich denke mal, dass das ganz normal ist, wenn man auf der Straße lebt. Man wird gegenüber anderen Menschen einfach skeptischer, denn nicht jeder will dir etwas Gutes tun. Dass er es dennoch zulässt, obwohl es ihm sichtlich schwerfällt, finde ich wirklich toll. Mit ihm habe ich fast mehr mitgelitten als mit Livia z.B. als sie ihn vor ihren Freundinnen verleugnet hat. (Diese Freundinnen waren übrigens leicht durchschaubar, was auch Livia nach einiger Zeit merken musste.)
Es ist eben nicht alles rosarot! Und das ist mitunter das Besonderen an dieser Geschichte. In „Subway Sound“ werden Themen angesprochen, die man nicht in jedem Jugendroman findet. Straßenkinder sind nun mal präsent und zu traurig wie es ist bittere Realität, jedoch interessiert sich keiner dafür, wie es für sie ist obdachlos zu sein. Livia geht es da genauso. Allerdings schaut sie nicht weg, sondern verbringt viel Zeit mit Tim, sodass sie Berlin von seiner Seite aus kennenlernt. Sein Leben auf der Straße, ohne Geld und ohne Dach über dem Kopf. Eine Story, die dem Leser sofort ins Herz geht.
Ein kleiner Minuspunkt gab es allerdings: Warum bitte, ist die Geschichte nur so kurz? Ich hätte Livia und Tim so gerne noch länger begleitet :(
Mein Fazit
Mit Subway Sound erzählt Katrin Bongard eine berührende Großstadtgeschichte in der zwei Menschen aufeinander treffen, deren Sichten auf die Welt unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch fühlen sie sich auf irgendeine Weise zueinander hingezogen. Es geht um Freundschaft und darum, zu seiner eigenen Meinung zu stehen, sich nicht zu verbiegen. Doch die Autorin schafft es auch ihre Leser zum Nachdenken anzuregen. Täglich sieht man Menschen auf der Straße, an denen man meistens achtlos vorbeigeht, ohne einen weiteren Gedanken an sie zu verschwenden. Jetzt hinterher werde ich die Tatsache, dass ich genug zu essen und ein Dach über den Kopf habe, nicht mehr so selbstverständlich ansehen.
Ein wunderbares Buch, mit viel Einfühlungsvermögen, tollen Protagonisten und unglaublich viel Tiefgang. Nicht nur für junge Leser :)
Inhalt: Livia ist gerade mit ihrem Vater nach Berlin gezogen und ist beeindruckt von der Stadt und ihren Bewohnern. Besonders der obdachlose Junge Tim und sein Leben auf der Straße fasziniert sie. So kommt es, dass sie eine Wette mit ihm abschließt: Schafft sie es, 24 Stunden ohne Geld auf der Straße durchzustehen?
Meinung: Dieser Roman wurde im Imprint des Oetinger Verlags, „Pink“, veröffentlicht. Die Bücher aus dem Programm sind größtenteils für 11 bis 14-jährige Mädchen gedacht. Ich liege knapp über diesem Alter und kann mir vorstellen, dass das Buch auch älteren Lesern gefallen kann.
Livia Eltern haben sich gerade getrennt und sie hat sich dagegen entschieden, mit ihrer Mutter, einer Mode-Designerin, nach Spanien zu gehen und ist stattdessen mit ihrem Vater nach Berlin gezogen. Da dieser Journalist ist, ist er viel unterwegs und Livia die meiste Zeit auf sich allein gestellt. Gleich an ihrem ersten Tag trifft sie auf einen Jungen, den sie bei ihren Erkundungsspaziergängen durch die Stadt häufiger wiedersieht. Schnell merkt sie, dass er auf der Straße lebt, obwohl er nicht viel älter ist als sie selbst. Livia ist 14 und ziemlich verwöhnt. Sie bekommt reichlich Taschengeld und wird auch sonst von ihren Eltern kaum eingeschränkt. Sie hat das alles immer als ziemlich selbstverständlich angesehen, bis sie Tim kennen lernt. Zu diesem Zeitpunkt fängt sie an, sich Gedanken darüber zu machen, wie es wäre, selbst obdachlos zu sein und startet ein Experiment: Sie möchte einen Tag lang selbst auf der Straße leben.
Im Laufe des Buches verändert sich Livia. Für sie ist es selbstverständlich, mehr als genug Geld zur Verfügung zu haben und dementsprechend lebt und verhält sie sich auch. Sie tut alles, um ihren neuen Mitschülern zu gefallen und lässt sich zu einigen ziemlich dummen Aktionen überreden. Trotzdem habe ich sie als Protagonistin sehr gern gemocht, da sie einfach eine sympathische Art hat.
Außerdem haben mich ihre Überlegungen selbst zum Nachdenken gebracht. Obwohl man im Alltag selbst hin und wieder obdachlosen Menschen begegnet, denkt man sich da in den meisten Fällen nichts bei. Jetzt, wo ich mich mit dem Thema etwas auseinander gesetzt habe (bzw. setzen musste) werde ich ein Haus und genug zu essen vielleicht nicht mehr als ganz so selbstverständlich ansehen.
Ich kann wieder nicht benennen, was es ist, aber die Bücher von Katrin Bongard haben immer irgendetwas an sich, was es mir fast unmöglich macht, mit dem Lesen aufzuhören. Ich war total gefesselt, habe das Buch fast an einem Stück durchgelesen und war sogar traurig als es vorbei war - einfach weil ich nicht mehr weiter lesen konnte. Es ist nicht so, dass am Ende der Geschichte noch irgendetwas gefehlt hat, aber mich hätte es sehr interessiert, wie es mit den beiden weiter geht.
Fazit: Ein schönes und mitreißendes Buch, das auch den Leser zum nachdenken anregt. 5/5 Punkten