Über den Autor/die Autorin: Elisabeth Herrmann, geboren 1959 in Marburg/Lahn, ist eine der aufregendsten Thrillerautorinnen unserer Zeit. Zum Schreiben kam sie neben ihrer Tätigkeit als Journalistin erst über Umwege - und hatte dann sofort durchschlagenden Erfolg mit ihrem Thriller "Das Kindermädchen", der von der Jury der KrimiWelt-Bestenliste als bester deutschsprachiger Krimi 2005 ausgezeichnet wurde und vom ZDF verfilmt wurde. Seitdem macht Elisabeth Herrmann Furore mit ihren Thrillern und Romanen. 2012 erhielt sie den Deutschen Krimipreis für "Die Zeugin der Toten", die ebenfalls vom ZDF verfilmt wird. Nach "Lilienblut" ist "Schattengrund" ihr zweiter Thriller für jugendliche Leser (Quelle: Verlag)
Inhalt: Nicola, genannt Nico, soll von ihrer Tante ein Haus in einem kleinen Dörfchen mitten im Harz erben, zumindest wird das bei der Testamentseröffnung verkündet. Nicos Eltern sind schockiert, doch Nicos Neugierde wird geweckt, als ihr der Notar einige Gegenstände in die Hand drückt, die sie an bestimmte Orte bringen soll, um so ihrem Erbe näher zu kommen. Nicos Eltern setzen ab dem Zeitpunkt alles in Bewegung, um sie davon abzuhalten, ihr Erbe anzutreten, aber wie Mädchen in dem Alter sind, störrisch und eigensinnig, will Nico die Geheimnisse dieses Erbes ergründen und vor allem, warum ihre Eltern auf Biegen und Brechen nicht wollen, dass sie das Erbe antritt.
Und so macht sie sich auf, heimlich, mit Hilfe ihrer Freundin Valerie, die ihr angeboten hat, ihr ein Alibi zu liefern, auf in den verschneiten Harz und findet sich prompt in einer wie verzaubert wirkenden Welt wieder. Der Schnee hat alles zugedeckt sie verläuft sich und findet sich nach einigen Wirrungen in Gesellschaft eines überaus attraktiven jungen Mannes wieder und mit ihm gemeinsam glaubt sie, sich den Geheimnissen rund um Schattengrund und Siebenlehen, ihre Tante und die merkwürdige Feindseligkeit, die die Dorfbewohner Nico gegenüber an den Tag legen, ja bis zu enthaupteten Krähen im Kamin von Schattengrund führen, stellen und ergründen zu können.
Doch war sie wirklich darauf gefasst, was sich hinter allem verbirgt? Denn als Siebenlehen durch den Schneesturm von der Außenwelt abgeschnitten ist, scheint Nico sich durch ihre Neugierde und Anwesenheit in Lebensgefahr zu bringen. Irgendjemand möchte mit allen Mitteln verhindern, dass die Wahrheit ans Licht kommt. Die Wahrheit über eine Schandtat, die auch das Leben Nicos entscheidend geprägt hat.
Meine Meinung:
So bildgewaltig wie ein Film!
Gleich vorweg, „Schattengrund“ ist für mich eins der Highlights dieses Jahres! Bisher habe ich von Elisabeth Herrmann nur gehört, aber nichts gelesen. Und so war es eine echte Freude für mich, dass mir von Lovelybooks im Rahmen einer Leserunde die Möglichkeit geboten wurde, mich auf dieses Buch einzulassen und mich fesseln zu lassen.
Wieder mal ist es ein Jugendbuch, was ich mir da vorgenommen habe. Und wieder mal muss ich sagen, für ein Jugendbuch war das aber doch schon harter Tobak. Schon nach ganz kurzer Zeit war für mich klar, dass hier eine Autorin mit einer Gabe für eine sehr bildhafte, eindrückliche Sprache am Werk ist. So sehr hat es mich gepackt, das Dörfchen Siebenlehen, verwunschen, irgendwo im Harz, eingeschneit, duster, mit einer eingeschworenen Dorfgemeinschaft, die Leute von außerhalb misstrauisch beäugen und wahrscheinlich auch gar nicht da haben wollen. Es sei denn, es sind Touristen, die Geld da lassen. So richtig schön klischeebehaftet, aber eben auch sehr eindrucksvoll. Teilweise meint man, die Kälte zu spüren, Atemwölkchen vor dem eigenen Mund stehen zu sehen, Schneekristalle auf der Nase schmilzen zu fühlen. Und eben dieses Unheimliche auch zu spüren, was in dem Haus, was Schattengrund heißt, ganz besonders zur Geltung kommt. Wenn alte Balken knarzen, man Schritte zu hören glaubt, eine Katze sich anschleicht… Die Spannung ist teilweise wirklich greifbar.
Und dann entwickelt sich ein anfangs interessantes Erbschaftsspielchen mit ein paar lustigen Geheimnissen zu einem Drama, ja, wirklich zu einem Thriller. Ich will nicht zu viel vorwegnehmen, aber ein ganzes Dorf ist scheinbar beteiligt an einer grausamen Geschichte, die ein kleines Mädchen das Leben kostete und die Hauptfigur, Nico, war deren beste Freundin. Schrecklich, was sich alles so peu á peu herauskristallisiert und man kann sich dem Sog der Geschichte wirklich nicht entziehen und wundert sich teilweise, wo die Seiten hin sind, wenn man wieder einen Abschnitt gelesen hat.
Fazit:
Mein Fazit fällt deswegen auch sehr sehr positiv aus, ein Jugendbuch, mit ganz viel Thrill und Grauen, ein wenig Mystik, ein bisschen was fürs Herz aber alles zusammen super verpackt. Und ganz bestimmt nicht nur für Jugendliche gedacht!
Bewertung: 5 von 5 Sternen
Lieben Gruß die Bine
RuB: 355 Ich lese gerade: Daniel Annechino "Keine Gnade"/Maggie Stiefvater "Rot wie das Meer" http://nilibine70.blog.de/
Nico erbt ein Haus von ihrer verstorbenen Großtante Kiana ein Haus in einem kleinen Ort im Harz. Allerdings ist Nico noch nicht volljährig und ihre Eltern schlagen das Erbe aus. Sie wollen nicht erklären, warum seit Jahren kein Kontakt mehr zu der Tante bestanden hat und möchten am liebsten überhaupt nicht mehr über das ganze Thema reden. Dadurch wird Nico nun erst recht neugierig und bricht heimlich nach Siebenlehen, um sich das Haus mit dem düsteren Namen Schattengrund wenigstens einmal anzusehen.
Kaum dort angekommen, bricht ein fürchterlicher Schneesturm los und das Dorf ist vorerst von der Außenwelt abgeschnitten. Natürlich hat Nico auch ihr Ladekabel vergessen, so dass, abgesehen vom schlechten Empfang im tiefen Harz, auch keine Kommunikation über Handy in die Außenwelt möglich ist. Klassische Voraussetzungen für jede Gruselgeschichte.
Und gruselig wird es schnell. Die Dorfbewohner scheinen einen Groll gegenüber Nico und ihrer Großtante zu hegen, den sich das Mädchen nicht erklären kann. Einzig Leon, der ebenfalls nur zu Besuch bei seinen Verwandten in Siebenlehen ist, scheint auf ihrer Seite zu sein. Erst nach und nach erinnert sich Nico wieder an ihre Kindheit, in der sie oft und gerne bei Kiana gewesen ist – bis eines Tages etwas Schreckliches geschehen ist.
Elisabeth Herrmann hat hier einen absolut spannenden Jugendthriller geschrieben, den man kaum aus der Hand legen möchte. Allerdings wird der Spannungsbogen meiner Meinung nach an einigen Stellen übertrieben, da werden Andeutungen gemacht, die den Leser in die Irre führen sollen, dabei aber leider unaufgeklärt ins Leere münden. Hier entsteht der Eindruck, dass um jeden Preis Spannung erzeugt werden sollte, leider in meinen Augen teilweise auf Kosten der Glaubwürdigkeit.
Gegen Ende überschlagen sich die Ereignisse geradezu und die Auflösung kommt erst ganz zum Schluss. Als Leser hat man reichlich Verdächtige zur Auswahl und obwohl der Täter eigentlich naheliegt, kann lange Zeit keiner wirklich ausgeschlossen werden, wodurch es bis zum Schluss sehr spannend bleibt.