"[Venedig]. Hier lebt man in und mit der Vergangenheit - egal wie lange etwas her ist, für einen richtigen Venezianer ist es immer noch Teil der Gegenwart." (S. 120)
Inhalt: Kristina und Jan verbringen die Weihnachtstage mit ihrer Tante Sara gezwungenermaßen in Venedig. Ihre Nonna, Saras Großmutter, ist nicht gerade begeistert von dem Überraschungsbesuch. Am Weihnachtsabend erhascht Kristina einen Blick auf ein Kindergesicht, das vor dem Fenster im dritten Stock erscheint und im nächsten Moment wieder verschwunden ist. Am nächsten Morgen fehlen plötzlich Dinge - und Gegenstände bewegen sich wie von Geisterhand... Kristina und Jan entdecken ein geheimes Zimmer in dem Gasthaus der Nonna, die Nummer 13, von dem immer behauptet wurde, dass es nicht existiere. Durch das Fenster über der Tür blickt Jan auf einen Dschungel, mitten im Winter, mitten in Venedig. Nonna streitet alles ab und lässt das Fenster verbarrikadieren. Doch die Ereignisse spitzen sich zu: Sara wird von etwas auf dem Wasser wie magisch angezogen. Kurz darauf hat Kristina erneut Kontakt mit dem kleinen Kind. Aber als sie es zur Rede stellen will, tauchen noch mehr von ihnen auf. Und sie sind nicht allein...
Meinung: Ich wurde verzaubert von dem mondbeschienenen Venedig, in das sich die Geister der Vergangenheit spiegeln... Diese Geschichte hat mich von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Ich hatte nach dem Klappentext und der Inhaltsangabe etwas anderes erwartet, aber dieses Buch konnte mich rundum überzeugen.
Die Charaktere sind wunderbar durchdacht und ihre Vergangenheit wurde in den Verlauf der Geschichte wunderbar eingeflochten.
Die Hauptprotagonistin Kristina ist Halbwaise, ihre Mutter starb vor 9 Jahren. Sie fürchtet, sie immer mehr zu vergessen und sich nicht mehr an alles erinnern zu können. Ihr Vater ist auf Geschäftsreise und Tante Sara sollte auf Kristina und ihren Bruder aufpassen. Kristina trauert der Zeit hinterher, als Sara noch wie eine Schwester für sie war und nicht wie eine Erwachsene. Kristina beweist während der Geschichte großen Mut und eine Entschlossenheit, die Familie zu beschützen, egal gegen wen. Und stolzer wie Kristina, hätte niemand auf ihren kleinen Bruder Jan sein können.
Jan ist der Chefdetektiv. Mit seinem kindlichen Glauben an Geister nervte er Kristina immer nur, doch für diese Begeisterung gibt es einen traurigen Grund, der Kristina beinahe mitreißt. Doch nur Jans Einsatz ist der Erfolg der Gruppe zu verdanken und dies lässt den Jungen erstrahlen.
Saras Eltern wurden vor 12 Jahren getötet. Sara ist dem Wasser verbunden, arbeitet bei Greenpeace und schützt die Wale. In Venedig passieren seltsame Dinge, sie träumt aus der Sicht einer anderen und diese Träume sind der Schlüssel zur Rettung. Sara ist ein wundervoller Charakter. Sie kümmert sich liebevoll beschützend und doch mit einer gewissen Strenge um ihren Neffen und ihre Nichte.
Von den Nebencharakteren hat mir Pippa sehr gefallen. Sie ist ein quirliges, kleines Mädchen, das zu allererst als diebische Elster auftaucht und immer wichtiger für das Vorankommen der Ereignisse ist. Sie lockert mit ihren Sprachfehlern die Geschichte auf und es bereitete einfach Spaß, von der "kleinen Hexe" zu lesen.
Ein sehr interessanter Protagonist ist der schwarze Doge, dessen Kapitel von der Papier- und Schriftart deutlich abgehoben sind und von Beginn an eine mysteriöse Stimmung verbreiten.
Laqua hat einen sehr kindgerechten Schreibstil, es ist sehr einfach und flüssig zu lesen. Oftmals hatte ich das Gefühl, dass es ein "Kinderbuch" ist (die Hauptprotagonisten - mit Ausnahme von Sara - sind bis 12 Jahre), was mich persönlich aber gar nicht störte. Deshalb sind auch all diejenigen, die mehr als Freundschaft erwarten, bei dieser Geschichte fehl am Platz.
Das ein oder andere in Laqua war zwar vorhersehbar und ich hätte es den Protagonisten am liebsten laut zugerufen, aber durch eine faszinierende Umsetzung tat dies meinem Lesevergnügen keinen Abbruch. Und als ich dachte, die Geschichte wäre zu Ende, wurde ich überrascht! Mit neuen, unglaublichen Ideen zu der Geschichte Venedigs. Beim Showdown auf den letzten Seiten war die Spannung so greifbar, dass ich Gänsehaut bekam.
Urteil: Laqua hat alles, was ein Buch braucht: eine tolle Story vor einer faszinierenden Kulisse und Frau Blazon hat es geschafft, tolle Haupt- und Nebencharaktere in eine durchweg spannende Handlung zu packen, die den Leser nur mitreißen kann. Ich komme nicht umhin, für dieses gelungene Buch 5/5 Bücher zu vergeben.
Das Buch ist ein Must-Read für alle, die eine Geschichte voller Spannung und tollen Charakteren suchen, die helfen wollen, gut durchdachte Geheimnisse vor der wundervollen Kulisse Venedigs zu erforschen und die sich die Freude an einem sehr jugendlichen Jugendbuch beibehalten haben. Wer "Herr der Diebe" mochte, wird Laqua lieben!!!